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Eine Aktion vom Verein Trans-Ocean e.V.,Stützpunkt Wuppertal


MERKE: Binnenschiffahrt ist die Seefahrt auf dem Land

von Siggi und Wilfried Oliv, TO Stützpunktleiter Wuppertal

Wir sind seit vielen Jahren Mitglied im Verein Trans - Ocean e.V und seit mehr als vierzig Jahren mit unseren Segelyachten auf den Meeren unterwegs. Gerne erinnern wir uns an die angebotenen und willkommenen Hilfen von TO Stützpunkten auf unseren Reisen. So haben wir am 22. September 2004 die Aufgabe übernommen, einen TO Stützpunkt in Wuppertal gründen und zu betreuen. Mit unseren eigenen Möglichkeiten fördern wir als TO Stützpunkt das Hochsee - Segeln und bieten Hilfe und Beratung an.


Viele Segler finden jeden Tag Unterstützung auf Ihren Reisen bei einem TO Stützpunkt aus dem weltweiten TO Netzwerk. Die Hilfeleistungen sind sehr unterschiedlich. Das diese Hilfen nicht immer nur in Häfen erbracht werden, soll unser folgender Bericht vom TO Stützpunkt Wuppertal zeigen.

So begann es:

Mitte August 2009 startet die Segelyacht LIDA, Skipper Ruben Lehmann, unter TO Stander in Kopperby/Schlei zu einer großen Atlantikreise. Ruben beschreibt seine Reise auf seiner Homepage www.sy-lida.de. Über Südengland, Biskaya, Spanien und Portugal erreicht er die Kanarischen Inseln, wo er die Weiterreise abbricht und seine Gründe erklärt. Wir haben seine Entscheidung, die Reise abzubrechen, nachvollziehen können und am 14. April 2010 die Unterstützung und die Organisation durch den TO Stützpunkt Wuppertal für einen Rücktörn der Segelyacht LIDA und Crew über Land nach Deutschland angeboten.

Ruben war sicherlich von einem solchen Angebot überrascht. Zu diesem Zeitpunkt kannten wir nur durch seine Internet-Seite. Das persönliche Kennenlernen haben wir in Portugal nachgeholt. Das verbindende ist die gemeinsame Leidenschaft Hochseesegeln und das Gefühl, einem Segelkameraden bei Problemen Hilfe anzubieten. Wer genügend Höhen und Tiefen auf See erlebt hat, sollte mit dem gleichen Verständnis so oder ähnlich reagieren. Nur mit dieser Einstellung wird ein Hochseesegler in der weltweiten Gemeinschaft willkommen sein.

Dazu kam unser gemeinsamer Heimathafen der SY LIDA und unserer SY BILBO in Kopperby/Schlei. Erst, nachdem wir unser Angebot für den Rücktransport wiederholten, wurde es von Ruben ernst genommen und akzeptiert. Es wurde vereinbart, das Ruben versuchen sollte, von den Kanarischen Inseln, gegen die vorherschenden Passatwinde, einen Hafen an der Europäischen Festlandküste zu erreichen. Nach der Ankunft würde uns Ruben seine Festlandposition bekannt geben, damit wir unsere Anfahrt planen können. Für die SY LIDA Crew war die Überführung nicht einfach. Kräftiger Gegenwind bis Sturmstärke hat Ruben und sein Crewmitglied bis an die Grenzen gefordert. Wassereinbruch und ein totaler elektrischer Ausfall gestalteten die Reise als große Herausforderung. Endlich kommt der erlösende Anruf von Ruben: Schiff und Crew sind in Villamoura/Portugal gesund angekommen. Wir vereinbaren den voraussichtlichen Ankunfttermin unseres Gespanns. Ruben will sich bei der Hafenautorität in Villamoura schon einmal nach einem Verladetermin mit dem großen Travellift erkundigen. So können Siggi und ich unsere LKW Reise quer durch Europa anfangen zu organisieren.

NUN GEHT ES RICHTIG LOS !

Trailerverladung, huckepack durch Europa

Landtransport der Segelyacht LIDA von Portugal nach Deutschland

Für die Anreise nach Portugal wird der Yachttrailer auf den LKW verladen und gesichert. Da der Trailer länger ist als die LKW Ladefläche, steht er hinten noch ca. 1 Meter über. Der Überstand wird mit großen rot/weißen Warntafeln gesichert. Stark reflektierend sind sie auch bei den Nachtfahrten gut zu erkennen. So sind für die beiden Anhängerachsen und die größere Gespannlänge nicht so hohe Strassenmautgebühren auf der Hinnfahrt zu zahlen.

Die Segelyacht LIDA

Typ Jaguar 27

LüA 8,22 m

BüA 2,72 m

Tiefgang 1,35 m

Mastlänge 13,00 m

Gewicht ohne Ausrüstung ca. 3 to

Der 3 to Yachttrailer wurde vom Hafenmeister Yachthafen Kopperby, Harald Teichelmann (www.yachthafen-schlei.de) kostenlos für diesen aussergewöhnlichen Transport zur Verfügung gestellt. Für die lange Strecke mit den hohen Steigungen durch die Spanischen und Portugisischen Gebirge kam kein leichtes Zugfahrzeug (Geländewagen) in Frage. Die Firma Marmor Oliv GmbH & Co KG, vertreten durch unseren Sohn Udo als Geschäftsführer, stellte uns kostenlos einen LKW Mercedes DB 140, mit 5,50 m Ladefläche für die Reise zur Verfügung.

Von Ruben bekommen wir die Info, das der Kran- und Verladetermin im Hafen von Villamoura für den 22. Mai 2010 vorgemerkt ist. Nachdem jetzt alle wichtigen Termine abgestimmt sind, überführen Siggi und ich schon einmal den Trailer mit unserem PKW von Kappeln nach Schwelm. Da der TÜV für den Hänger abgelaufen ist, fahren wir erst einmal zur DEKRA nach Wuppertal. Der technische Zustand ist bis auf ein Rücklicht in Ordnung und der Hänger bekommt eine neue Pakette. Ein neues Problem taucht auf. Der LKW hat eine übliche Ösen - Anhängerkupplung. Der Yachttrailer aber eine Kugelkopfkupplung. Und die passen nicht zusammen. So wurde beschlossen, den  LKW mit einer passenden Kupplung für den Trailer auszurüsten.

Nichts geht ohne Probleme. Nach einer Montageanfrage bei unserer Mercedes LKW Werkstatt Jürgens in Schwelm wurde uns mitgeteilt, das Sie einen Umbau auf Kugelkopfkupplung nicht machen könne und auch nicht erforderliche Teile besorgen kann!!!! Die gleiche Auskunft erhalten wir auch von der Mercedes Niederlassung in Wuppertal!!!! ( An einen Mercedes LKW dürfen solche Kupplungen angeblich nicht verbaut werden. Tolle Auskunft. Tolle LKW`s?) Unser Zeitfenster rückt immer mehr zusammen. Nach vielen Telefonaten finden wir endlich eine für unsere Belange kompetente LKW Werkstatt. Die Renault LKW Werkstatt Dziewas in Wuppertal sieht keine Probleme. Wegen der Abmessungen nur vorher den LKW vorbei bringen. Einen Tag später sind alle erforderlichen Teile incl. Elektrik schon verfügbar. Die Marmor Oliv GmbH & Co KG ist mit dem Umbau einverstanden, und ist sogar bereit, die anfallenden Umbaukosten von 1.300€ zu übernehmen. Trotz des eng gewordenen Terminplans machen es Herr Dziewas und seine Mitarbeiter möglich, das wir den LKW inclusive einer Sachverständigenabnahme, am Montagmorgen, den 17. Mai 2010 abholen können.

In der Zwischenzeit stellt Siggi alles Erforderliche nach unserem Logistikplan für den Törn zusammen. Verpflegung und Getränke, Wasser zum Erfrischen und für den Kaffee zwischendurch, Gaskocher, Geschirr, Schlafsack und Luftmatratze, Sicherungs- und Spanngurte usw. usw. Siggi ist einfach Klasse im organisieren!

Da der LKW nur zwei Sitze hat, werde ich auf dem Hinntörn alleine unterwegs sein. Ich verabschiede mich am Montagabend, den 17. Mai 2010 und gehe auf die lange Reise. Jetzt bestimmt der Fahrtenschreiber meine Fahr- und Ruhezeiten. Die vorbeidonnernden LKW`s stören auf den Parkplätzen immer weniger. Meine erste Rast mit ein paar Stunden Schlaf ist kurz vor Paris.

Schnee in den Bergen hinter Salamanca in Spanien

In den Bergen hinter Salamanka liegt noch viel Schnee. Die Autobahn führt aber weit daran vorbei, ich bin nicht betroffen. Aber es war eine schöne Abwechslung. Noch schöner ist es, wenn aus den tausenden km endlich nur noch hunderte km zu bewältigen sind und das Reiseziel sichtbar näher kommt.

Kurz vor Villamoura, am Ende der Mautstrecke

Am Donnerstag, den 20. Mai 2010 um 18.00 Uhr und nach 2700 km konnte ich vom Parkplatz bei der Marina Villamoura Ruben anrufen: Ich bin angekommen, Du kannst zum Parkplatz kommen und mich abholen.

Parkplatz vor dem Yachthafen in Villamoura

Der Krantermin für die LIDA ist mit dem Hafenmeister für Samstag, 23. Mai 2010 um 10.00 Uhr abgestimmt. Um Kosten zu sparen, wollen wir den Trailer schon vorher vom LKW heben lassen. So fahren wir um die Stadt auf der Suche nach einer Baustelle mit Turmkran. Wir brauchen nicht weit zu fahren. Nachdem ich dem Baustellenpolier vermittelt habe um was es geht, war er gerne bereit zu helfen.

Freundliche Helfer setzen den Trailer auf die Strasse

Sofort stellte er uns ein paar seiner Mitarbeiter als Unterstützung zur Verfügung und kam dann mit seinem Radlader und stellte den Trailer vom LKW auf Portugisischen Boden. Das ganze aus reiner Freundlichkeit. Ein Entgeld? Nein ! Mit viel Überredungskunst wurden schließlich ein paar Euro für Getränke von den Mitarbeitern angenommen.

Am 23. Mai 2010, pünktlich um 10.00 Uhr war der 60 t Schiffskran zur Verfügung. Durch die Anpassarbeiten an den Stützen usw. dauerte die Verladung dann doch noch bis in den späten Nachmittag.


Der 13 Meter lange Mast wurde auf Deck der Lida auf zwei hochkant stehende Euro Paletten befestigt. Der LKW Planenaufbau wurde bis zur Mitte der Ladefläche zurück gebaut. So war für den Mastnach Vorne genug Platz. In scharfen Kurven war dann Vorsicht geboten, da der Mast in der Mitte auswanderte.


Wegen der hohen Dieselpreise in Portugal wurden alle Dieselvorräte der LIDA in den LKW umgefüllt. Wir fuhren dann mit Diesel von den Kanarischen Inseln bis zur Spanischen Grenze. ( Hier gab es dann den preiswertesten Diesel der Reise. ) Um 19.00 Uhr melden wir uns im Hafen ab und gehen auf Heimatkurs. Anfänglich erfordert das fahren durch die z.T. engen Strassen viel Aufmerksamkeit mit unserem überbreiten und 16 Meter langen Gespann. Auf der Autobahn ist das fahren entspannter. Der Bug der LIDA schwebt ca. 1 Meter über der LKW Ladefläche. Alles was an Gewicht möglich war, wurde auf den LKW umgepackt, um die LIDA leichter zu machen und um den Trailer zu entlasten. Vor unserer Überbreite von ca. 2,80 Meter warnen hinten unsere großen rot/weißen Warntafeln. Unser Problem: Wir konnten vor der Abreise in Deutschland nur für die Deutschen Strassen eine Transportgenemigung für einen Überbreitentransport bekommen. Die Bearbeitungszeiten für Frankreich, Spanien und Portugal hätten zu lange gedauert. So wurde das ganze durch die fehlende Erlaubnis noch zusätzlich spannend. Selbstverständlich haben wir uns an die entsprechenden Regeln für solche Transporte gehalten und sind letztendlich auch ohne eine Kontrolle ans Ziel gekommen.


Die Fahrt durch das Portugisische und Spanische Hochland mit den starken Gefälle- und Steigungsstrecken war ein echtes Abenteuer. Spannend wurde es immer in den Baustellenbereichen mit nur einer Fahrspur. Wenn hier ein LKW entgegen kam, habe ich mir oft noch mindestens einen Meter mehr Platz nach Rechts gewünscht. Auch auf den normalen Autobahnen wurden wir pausenlos von den großen Sattelzügen überholt.


In Portugal und Spanien gibt es kein Sonntagsfahrverbot für LKW. So war es möglich, bis kurz vor die Französische Grenze durch zu fahren. Vor der Französischen Grenze bei San Sebastian wurden alle LKW von der Autobahn abgeleitet. So hatten wir 9 Stunden Pause bis Pfingstmontag, 24.00 Uhr. Wir hofften auf einen schönen Strandaufenthalt in San Sebastian. Na ja, gesehen haben wir die schönen Strände, nur für unser Gespann war keine Parkmöglichkeit zu finden. Unvergessen ist aber unsere abenteuerliche Stadtrundfahrt mit der LIDA, durch enge Gassen, in die unser Anhänger noch gerade so rein passte. Pünktlich um 24.00 Uhr waren wir wieder on Tour mit unendlich vielen großen Brummis aus der Feiertags Warteschlange.


Im Morgengrauen ging es entlang der Biskayaküste nach Bordeaux. Hier sind die steilen alpinen Strecken zuende. Weiter geht es auf kompfortabelen Autobahnen durch Frankreich. Um nicht über die Pariser Ringautobahnen zu müssen, fahren wir einen kleinen Umweg zur Normandie und von dort durch Belgien. Unsere letzte Schlafpause auf der LKW Ladefläche beschert uns ein heftiges Gewitter. Wir haben den südlichen Sommer leider hinter uns gelassen.

Am Mittwoch, den 26. Mai 2010 treffen wir um 14.00 Uhr in Schwelm ein. Nach einer Übernachtung bei uns geht es am nächsten Morgen auf die letzte Distanz nach Hildsheim. Hier kommen wir um 10.30 Uhr an. Bei der Firma Alural hat Ruben die Möglichkeit seine LIDA für die Überholarbeiten abzustellen. Jetzt kann er in Ruhe alle großen und kleinen Probleme angehen, bevor die LIDA ihren Bug wieder in den Wind stellen kann.

Wir wünschen der LIDA und Ihrem Skipper Ruben gutes Gelingen und "ALLZEIT GUTE FAHRT" 

Das war es:

Die Überführungszeit dauerte vom 17. Mai - 27. Mai 2010

LKW Km: Wuppertal - Villamoura - Hildesheim - Wuppertal 5.987 km

PKW km: Trailerüberführung Kopperby - Wuppertal 550 km

Die Organisation, Logistik und das drehen am Lenkrad war nur durch die Unterstützung meiner "Kapitaneuse" Siggi möglich.

In den Gesammtkosten von 2.100.00 € waren enthalten:

Überbreiten Transportgenehmigung für Deutschland

Die Strassenbenutzungsgebühren für Frankreich, Spanien und Portugal für Hinn- und Rückfahrt. Dieseltreibstoff. Schmiermittel.

Die Kosten wurden vereinbarungsgemäß von Ruben ausgeglichen. Alle anderen entstandenen Kosten wurden von den Stützpunktleitern des TO Stützpunktes Wuppertal übernommen.

Gerne geben wir unsere Erfahrungen weiter.


Wilfried Oliv, TO Stützpunkt Wuppertal

























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